1903 bis 1932

 

1903 – 1912 

Bei der Reichstagswahl 1903 erhielt die SPD 2,7 % in der Stadt und 3,2 % im Kreis Höxter.

Aus Bielefeld kam Karl Schäfermeier nach Driburg, der 1890 die SPD-Zeitung „Volkswacht“ als Verleger mitgegründet hatte. Bei der Reichstagswahl 1905 erreichte Karl Schäfermeier 11 Stimmen von 595 Wahlberechtigten. Die Wahlbeteiligung lag bei 68,6 %. Im Jahr 1907 sank die Zahl auf vier Stimmen bei 429 Bürgern und 73,6 % Wahlbeteiligung. Das beste Ergebnis im Kreis hatte die SPD 1910 mit 4,8 % der abgegebenen Stimmen. Schäfermeier erhielt 10 Stimmen.

In den Kreisen HX/WAR wurden 579 Stimmen für die SPD abgegeben.

Im Jahr 1912 bekam Schäfermeier fünf Stimmen in der Stadt und eine in Herste, in den beiden Kreisen erhielt die SPD 551 Stimmen bei 17104 Wählern.

 

1919

Die Verantwortlichen für das Desaster des Ersten Weltkriegs hatten sich zurückgezogen und überließen den führenden zivilen Politikern das Verhandeln über den Waffenstillstand und den Friedensvertrag in Versailles. Der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann war erster Reichsministerpräsident. Friedrich Ebert wurde im Februar 1919 Reichspräsident. Gustav Bauer war der erste sozialdemokratische Reichskanzler (Titel vorher: Reichsministerpräsident) der Weimarer Republik. Die SPD übernahm Verantwortung. Außenminister Hermann Müller unterzeichnete nach der Zustimmung der Nationalversammlung den Versailler Vertrag. Es gab keine Alternative.

Die erste Quelle mit Bezug auf die Driburger SPD, die W. Jando einfügt, ist ein Zeitungsausschnitt aus der „Driburger Zeitung“ mit dem nachträglich maschinell überschriebenen Datum 02.01.1919. Im oberen Teil wird auf eine öffentliche Versammlung am Freitag, dem 3. Januar 1918 (statt 1919) hingewiesen, die im „Wiener Hof“ „abends 7.30 Uhr“ stattfinden sollte. Einziger Tagesordnungspunkt war die Wahl zur Nationalversammlung am 19. Januar. Als Redner wurde ein Sergt. Castien aus Paderborn angekündigt, „Nach dem Vortrag freie Aussprache“ und der Zusatz folgte: „Um vollständiges Erscheinen aller Bürger und Soldaten wird gebeten. Der Arbeiter- und Soldatenrat Driburg“.  Im unteren Teil wird über die Versammlung berichtet:

§ Eine sehr stark besuchte, vom hiesigen A.- und S.-Rat einberufene Versammlung tagte am Freitag Abend im „Wiener Hof“ zwecks Aufklärung der Driburger Einwohner über die Bedeutung der Wahlen im Sinne der sozialdemokratischen Partei, wie der Redner, Herr Sergt. Castien vom Paderborner Soldatenrat, eingangs seiner längeren Ausführungen mitteilte. Nach eingehender Schilderung der Vorgänge, die zur Revolution führten, erläuterte er das sozialdemokratische Parteiprogramm und die Ziele, welche seine Partei nach ihrem endgültigen Siege verwirklichen wolle. Die Fragen betreffs Religion und Schule behandelte er sehr vorsichtig und meinte diesbezüglich, daß der Satz „Religion ist Privatsache“ auch heute noch Geltung habe. In einem Staate, der in seiner überwiegenden Mehrheit von christlich gesinnten Menschen bewohnt werde, könne man ohne Anerkennung der religiösen Grundsätze nicht auskommen. – Herr Arbeitersekretär Weyer aus Hagen, der Sprecher der Centrumspartei, verglich das Referat des Herrn Castien mit den früheren Schlachtenberichten unserer obersten Heeresleitung; ihr Inhalt entspreche zwar der vollen Wahrheit, doch die Hauptsache sei weggelassen! In geschickter und sachlicher Weise zerpflückte er dann das sozialistische Parteiprogramm und die Wahlversprechungen, die zum großen Teile auch Forderungen der bürgerlichen Parteien darstellen. Nur in Bezug auf Kirche und Schule sei es etwas anderes; da habe Genosse „Kultus“minister Adolf Hoffmann, der Clown im früheren preußischen Abgeordnetenhause, allzufrüh seine kirchenfeindlichen Pläne blosgestellt, was auch von der sozialdemokratischen Partei tief beklagt wird. An Hand der sozialistischen Zukunftspläne zeigte er weiter, daß das Centrumsprogramm wirklich die alte Parole „Für Wahrheit, Freiheit und Recht“ vertrete, daß die Centrumspartei, die sich jetzt den Beinamen „Christlich-demokratische Volkspartei gegeben habe, durch ihre Forderungen und ihre ruhm- und erfolgreiche Vergangenheit diesen ehrenden Namen wirklich verdiene und deshalb am Wahlttage Jeder, der sein Vaterland liebe und dessen Wiederaufbau auf christlich-demokratischer Grundlage wünsche, für sie eintreten müsse. – In Rede und Gegenrede wurden dann verschiedene, in den beiden Hauptreden gefallene Aeußerungen berichtigt bzw. klargestellt, u.a. auch der aus der Zuhörerschaft gekommene Zwischenruf „dumme Pfaffen“ in ganz energischer Weise unter lautem Beifall zurückgewiesen. im Allgemeinen verlief die Versammlung dank dem taktvollen Auftreten der beiden Hauptredner ruhig.

Castien wurde 1918 als Vertreter des Bezirks auf den ersten Rätekongress der Arbeiter- und Soldatenräte nach Berlin entsandt. Der Volksrat kritisierte die Wahl des Sozialdemokraten. Die Rätevertretungen der Kreise Höxter, Warburg und Büren hätten gehört werden müssen, so hieß es.

In Höxter war ein Volksrat (Arbeiterrat) gegründet worden. In Bad Driburg gab es seit dem 10. November 1918 einen Soldatenrat, der am 23. November neu gewählt, am 15. Februar 1919 aufgelöst wurde. Ein Arbeiterrat bestand vom 14. November bis etwa März 1919.

Alhausen hatte einen Arbeiter-, Soldaten- und Bauernrat. Reelsen, Dringenberg, Neuenheerse und Herste hatten einen Bauern- und Landarbeiterrat, Langeland und Pömbsen einen Arbeiter- und Bauernrat, Erpentrup und Kühlsen einen Bauernrat.

Bei den Wahlen zur Nationalversammlung am 19. Januar 1919 erhielt die SPD in Bad Driburg 195 Stimmen, das waren 11,1 %, in Herste/Pömbsen 11,6 %, in Reelsen 13,7 % und in Langeland sogar 27,7 % der Stimmen. Damit war die SPD zweitstärkste Partei in der Stadt.

W. Jando entnimmt der „Driburger Zeitung“, dass der Stundenlohn im März 1919 für städtische Arbeiter 60 Pfennig betrug.

Am 26.08.1919 informierte das Blatt darüber, dass entsprechend einem Antrag der Stadt „durch Anordnung des Regierungspräsidenten Minden die amtliche Bezeichnung der Stadt ab sofort Bad Driburg (Westfalen)“ laute.

 

1920

Am 28. Februar las man in der „Driburger Zeitung“ folgende „Erklärung“:

Am 26. Februar sind die Unterzeichneten bei den Sägewerken Adolf Buddenberg und B. Müller Nachfg. in Streik getreten, weil unsere Lohnforderungen nicht anerkannt wurden. Wir bitten daher die Arbeiter von Driburg und der Umgebung, bei den genannten Firmen nicht in Arbeit zu treten.

Der christliche Holzarbeiter-Verband Ortsgruppe Driburg.

Zu den Streikenden gehörten am 19. Januar die im Zentralverband Christlicher Bauarbeiter Deutschlands organisierten Maurer und Bauhilfsarbeiter der Fa. Föcking, die eine Erhöhung ihres Stundenlohnes erzwingen wollten.

Aus Anlass der Reichstagswahlen fanden in städtischen Sälen im Mai 1920 Veranstaltungen verschiedener Parteien statt, auch der SPD.

Bei den Reichstagswahlen am 06.06.1920 erzielte die SPD in Bad Driburg 6,0 %, in Reelsen 21,7 %, in Langeland 22,7 % und in Pömbsen mit 33,9 % das beste Ergebnis bis 1935.

 

1921

Am 28. und 30. April druckte die „Driburger Zeitung“ ein Plakat ab, auf dem am „Sonntag, den 1. Mai 1921“ zur „Mai-Feier im Schützenhause zu Bad Driburg“ eingeladen wurde. Auf dem Programm stand am

„Samstag, den 30. April: Abends 9 Uhr gemütliches Zusammensein mit Konzert beim Gastwirt Gockel. Sonntag, den 1. Mai: Morgens 5 Uhr Wecken. – Mittags von 11 – 12 Uhr Konzert im Garten des Gastwirts Gockel. – Anschließend Abholen auswärtiger Genossinnen und Genossen. – Nachmittags ½ 3 Uhr: Antreten beim Gastwirt Gockel. 3 Uhr Festmarsch durch die Straßen der Stadt zum Schützenhaus. Dortselbst Festrede (Redner: Max Felgenträbe-Bielefeld). – Daran anschließend: Ball. Eintrittspreise: Tanzkarte für Herren 5 Mk., für Damen 3 Mk. Um zahlreichen Besuch bitten 

SPD Ortsgruppe Bad Driburg

Ortskartell d. freien Gewerkschaften Bad Driburg“

Die SPD-Ortsgruppe und das DGB-Ortskartell Bad Driburg feierten gemeinsam. Ältere Bürger erinnerten sich, dass die Stadt an diesem Tag mit den traditionellen Arbeiterfarben geschmückt war, mit vielen roten Blumen und Fahnen in der Langen Straße.

Das Kartell der Christlichen Gewerkschaften Bad Driburg und Herste feierte am 28. August im Schützenhaus sein zweites Kartellfest.

 

1923

Wegen der starken Verteuerungen der Lebensmittel fand am 14. August 1923 eine Protestversammlung der Driburger Arbeiter statt. Die Demonstranten zogen im geschlossenen Zug zu verschiedenen Kaufleuten und verlangten Aufklärung über die höheren Preise. Es kam zu einem Todesfall. Gutsinspektor Happel wurde wegen der erhöhten Milchpreise mit einem Melkschemel erschlagen.

Eine Anzahl Polizisten aus Höxter wurde am 15. August auf dem Brunnengelände einquartiert, um weitere Demonstrationen der Driburger Arbeiter zu verhindern. Da die Polizisten aber ziemlich rücksichtslos vorgingen, besonders gegen die Jugendlichen, kam es zu neuen Spannungen.

Wegen des Vorgehens der Polizei streikten alle Driburger Arbeiter. Sie marschierten zum Brunnen und verlangten den Abzug der Polizei sowie die Freilassung einiger Verhafteten.

 

1924 – 1932

Bei den Reichstagswahlen zum zweiten deutschen Reichstag der Weimarer Republik am 04.05.1924 erreichte die SPD in Bad Driburg 8,8 %, nach der Neuwahl am 07.12.1924 waren es 11,3 %.

Die SPD erreichte bei den Reichstagswahlen 1928 mit 13,6 % im Kreis ihr bis dahin bestes Ergebnis. In Bad Driburg betrug der Anteil 14,3 %, er war ebenfalls das beste Ergebnis.

Am 14.09.1930 erreichte die SPD bei den Reichstagswahlen in Bad Driburg 5,2 %.

Die SPD erhielt bei der Reichstagswahl am 31. Juli 1932 im Wahlkreis 17 Westfalen Nord 7,3 %, in Bad Driburg 6,9 %. Bei der Novemberwahl (06.11.) fiel sie auf 4,8 % zurück.